Zu Ostern gehören für die meisten von uns bunte Eier und Schinken, für viele auch Kren. Dieser sorgt für Geschmack und Tränen. Vergossen sind sie nicht umsonst, denn Kren hat auch eine positive Wirkung auf unseren Körper. Vielleicht habt Ihr ja noch ein wenig übrig vom Osteressen…
Was macht den Kren so scharf?
In der Krenwurzel liegen Vorstufen von Senfölen vor. Erst wenn das Pflanzengewebe zerstört wird, man die Wurzel also zerkleinert oder reibt, wird ein Pflanzenenzym aktiv, das aus diesen Vorstufen die eigentl. Senföle abspaltet, die dem Kren die Schärfe, den Geschmack und die Wirkung verleihen.
Kren wird manchmal auch als pflanzliches Penicillin bezeichnet – hat es tatsächlich antibakterielle Wirkung?
Ja, seit dem 12. Jahrhundert hat die Pflanze den Sprung aus der Küche in die Heilkunde geschafft, weil die enthaltenen Senföle das Vermögen haben, Bakterien in ihrer Vermehrung zu hemmen. Das darf natürlich nicht ungenützt bleiben und erlaubt (auch abseits der Küche) einen vielseitigen Einsatz.
Bei welchen Beschwerden wird Kren eingesetzt?
Die innerliche Anwendung bezieht sich auf Katarrhe der Luftwege, also ganz einfach Erkältungskrankheiten, und auch zur unterstützenden Therapie bei Infekten der ableitenden Harnwege. Auch als Entwässerungsmittel, bei Gallensteinkolik, Magenbeschwerden und Blähungen ist Kren in der Volksheilkunde präsent. Zwischen Wirkung und Unverträglichkeit kann es aber bei empfindlichen Menschen ein schmaler Grat sein.
Reicht es, regelmäßig Kren zu essen? Wieviel davon und was sind tränenlose Alternativen?
Prinzipiell ja, damit sich eine Wirkung zeigt, ist eine mittlere Tagesdosis von 20 g frische Wurzel erforderlich. Wichtig ist, dass die Wurzel zerkleinert ist, je mehr umso besser für die Wirkung. Es gibt auch Kren in getrockneter Form oder als Frischpflanzenpreßsaft, am leichtesten zu verabreichen ist er in Tablettenform, weil man hier höhere Dosen zuführen kann und eine entsprechende Wirkung erreicht ohne Tränen und Naselaufen.
Was ist bei der Einnahme von Kren-Präparaten zu beachten?
Die enthaltenen Senföle reizen nicht nur die Augen und die Nasenschleimhaut, sondern auch die Schleimhaut im Magen-Darm-Bereich. Bei bestehenden Magen-Darm-Geschwüren ist die Anwendung also ausgeschlossen, wie auch bei einer Nierenentzündung und Kindern unter 4 Jahren. Anhaltende Beschwerden sind jedenfalls mit dem Arzt abzuklären.
Die wärmende Schärfe des Chilis, das Capsaicin, wirkt gut gegen Muskelverspannungen. Trifft das auch auf die Senföle des Krens zu?
Ja. Durch die hautreizenden Eigenschaften erhöht die Krenwurzel die Durchblutung. Frisch zerrieben kann man einen Breiumschlag machen zur Anwendung bei Nervenschmerzen, Ischiasleiden, Rheumatismus und Muskelschmerzen wie Verspannungen. Zubereitungen zur äußerlichen Anwendung dürfen maximal 2% Senföle enthalten, damit sie noch hautverträglich sind.
Wie wirkt Kren auf die Verdauung?
Seit dem Mittelalter ist die Schärfe eine beliebte Speisewürze, um das Essen verträglich zu machen, denn Meerrettich regt auch Galle und Magensaft an, damit ist er auch bei Appetitlosigkeit ein Tipp. Im Winter lieferte er wichtiges Vitamin C.
Im Übermaß genossen kann es zu Koliken führen bis zum Erbrechen. Zuviel vom Guten ist eben leider auch schlecht.
Ich hoffe, Ihr hattet ein wunderschönes Osterfest und habt es gut!
Eure Sonja