Krätzmilben

Die Krätzmilben sind im Vormarsch. Während wir bis vor wenigen Jahren kaum mit diesem Parasiten zu tun hatten, nimmt die Zahl der Erkrankungen an Skabies (Krätze) vor allem in den letzten beiden Jahren deutlich zu. Im Interview erkläre ich die wichtigsten Punkte der erfolgreichen Behandlung: INTERVIEW im ORF Gespräch mit Martin Ferdiny vom 20.03.2019 im Studio 2.

Hier die wichtigsten Infos zum Thema zum Nachlesen:

Wie findet der Parasitenbefall statt?

Die Krätze ist eine ansteckende Hautkrankheit. Erreger sind die Krätzmilben, bis zu 0,5 mm große Parasiten aus der Gruppe der Spinnentiere; die weiblichen Krätzmilben bohren jeden Tag Gänge in unsere oberste Schicht der Haut (die Hornschicht) und legen dort die Eier ab. Auf diese Eier, die schlüpfenden Larven, die Milbe selbst, und deren Kot reagiert unser Immunsystem und starker Juckreiz folgt.

Die Ansteckung erfolgt meist direkt von Mensch zu Mensch, wenn enger, großflächiger Haut-zu-Haut-Kontakt über 5-10 min besteht wie beim gemeinsamen Schlafen im Bett, ausgiebigem Kuscheln, bei der Körperpflege von anderen (Kleinkinder, Kranke), und beim Geschlechtsverkehr. Die Übertragung über Gegenstände ist von geringerer Bedeutung, aber nicht auszuschließen.

Welchen Symptome können auf eine erfolgte Ansteckung hinweisen?

Nun, bei Erstinfektion werden in der Regel erst mehrere Wochen nach der Ansteckung Symptome sichtbar, typisch sind neben dem Juckreiz, der nachts in der Bettwärme schlimmer wird, dass sich schuppig-krustige Stellen bilden, die Haut weist oft Knötchen und Papeln auf und ist von Kratzspuren übersät. Manchmal sieht man auch die mm-langen Gänge in der Haut, in deren Ende die Milbe sitzt, erkennbar durch eine leicht erhabene Hautstelle, den sog. Milbenhügel. Bevorzugt besiedeln sie Körperstellen mit hoher Temperatur und dünner Hornschicht wie an den Handgelenken, zwischen Fingern und Zehen, im Bereich des Bauchnabels oder im Brust- und Achselbereich, sowie im Genital- und Gesäßbereich.

Am häufigsten wird mit Cremen behandelt, wie werden diese angewendet?

Wir setzen zur Therapie in erster Linie den Wirkstoff Permethrin in Form einer Creme ein, das ist ein künstlich hergestelltes Insektizid, das Milbe, Larve und Eier abtöten soll. Der gesamte Körper wird zunächst gründlich geduscht und abgetrocknet. Die Haut sollte vor der Anwendung der Creme trocken und nach dem Duschen wieder abgekühlt sein. Ist die Haut zu warm, wird zu viel Wirkstoff in den Organismus aufgenommen.

Permethrin-Cremen werden großflächig, und zwar auf den gesamten Körper, meist einmalig aufgetragen, bei Erwachsenen werden Kopf und Gesicht ausgespart, außer es befinden sich auch Anzeichen für den Befall in diesen Regionen. Die Creme muss 8-12 h auf der Haut bleiben, am besten über Nacht, und wird dann herunter gewaschen. Bei Erfordernis wiederholt man nach 2 Wochen. Alternativ gibt es andere Wirkstoffe mit längerer Anwendung wie Benzylbenzoat oder Medikamente in Tablettenform.

Werden nur die befallenen Körperstellen behandelt?

NEIN! Der ganze Körper wird eingecremt, weil man nicht weiß, wo überall Milben sitzen, da die Zeit bis zum Sichtbarwerden erster Symptome der Erkrankung einige Wochen dauern kann. Während dieser symptomfreien Zeit, kann man aber bereits andere Menschen angesteckt haben.

Gesicht und Kopf werden bei Erwachsenen aber meist ausgespart, da sie in der Regel nur bei Kindern befallen sind. Behandelt wird der Befallene und immer auch das enge Umfeld wie Familie oder Wohngemeinschaft, auch wenn noch keine Symptome vorhanden sind, weil es ja mehrere Wochen dauern kann, bis sie sich bemerkbar machen.

Wann müssen Medikamente eingenommen werden?

  • Wenn eine Vorbehandlung mit Permethrin wirkungslos war
  • Bei ausgedehnter Krätze, also sehr starkem Befall
  • Bei Menschen, deren Immunsystem durch Medikamente unterdrückt wird im Rahmen von Autoimmunerkrankungen
  • Wenn der Ausbruch in Betreuungseinrichtungen erfolgt mit zahlreichen Betroffenen, wo man sonst dem Problem nicht Herr wird.
  • Bei Menschen mit starken Hautschäden, wo von der Creme zu viel in den Körper aufgenommen wird. Verwendet wird aktuell der Wirkstoff Ivermectin als Tablette in 1-2 Anwendungen.

Muss man Nebenwirkungen fürchten?

Bei der Creme kann es zu Prickeln, Brennen oder Stechen sowie Hauttrockenheit kommen, das kann aber auch durch die Erkrankung selbst ausgelöst sein. Die Creme darf nicht in die Augen kommen, nicht auf der Schleimhaut und nicht auf offenen Wunden aufgetragen werden.

Nebenwirkungen durch Ivermectin zur Einnahme sind in der Regel leicht und vorübergehend, Kopfschmerzen und Schwindel, Verdauungsstörungen wie Übelkeit und Erbrechen mit Bauchschmerzen, oder Muskel- und Gelenksschmerzen können auftreten. In seltenen Fällen können die Leberenzyme steigen, die Leber in ihrer Funktion beeinträchtigt sein wie bei einer Hepatitis, das ist aber sehr selten und damit nicht von vornherein zu erwarten. Detaillierte Informationen gibt es bei jeder Verordnung.

Lindert eine Therapie auch den Juckreiz?

Schon, allerdings können, auch wenn die Milben erfolgreich bekämpft wurden, Juckreiz und Hautveränderungen noch einige Wochen bestehen bleiben. Man spricht vom sog. postskabiösen Ekzem, also einer Entzündung der Haut. Auch wenn alle Milben und Eier abgetötet wurden, können Bestandteile der Parasiten in der Haut zurück bleiben, auf die unser Immunsystem mit einer Entzündungsreaktion reagiert. Zur Linderung der Hautreizung kommen dann antientzündliche Cremen zum Einsatz wie Cortisoncremen.  Auch Wirkstoffe, die antiallergisch wirken, können hier ein wenig Linderung verschaffen. Durch pflegende Cremen, die rückfettend wirken, soll sich die Haut nach Abschluss der Therapie rascher erholen.

Welche anderen Maßnahmen sollten ergriffen werden?

  • Unmittelbar nach der Anwendung der Therapeutika sollte die Kleidung gewechselt werden.
  • Textilien, die in Kontakt mit dem Betroffenen waren, werden mit mind. 60°C gewaschen (u.a. Kleidung, Bettwäsche, Handtücher…)
  • Nicht waschbare Stoffe bzw. Gegenstände werden abgesaugt und mind. 48 h nicht verwendet (Couch z.B.)
  • das Verpacken von Gegenständen und nicht Waschbarem in dicht schließende Plastiksäcke über einen längeren Zeitraum bei Raumtemperatur schneidet die Milben von der Nahrungszufuhr ab und lässt sie absterben.

 

 

 

 

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